Wir sind radikal und feministisch

+++english version below+++

Uns ist Kritik an unserem Aufruf „Let’s take care of each other, so we can be dangerous together“ zu Ohren gekommen. Sie bezieht sich auf einen Teil im letzten Absatz:

„Der Block ist all-gender, für Leute die sich klar queerfeministisch und intersektional positionieren und sich entsprechend verhalten (keine Radikalfeminist*innen).“

Die Kritik besteht darin, dass wir einen Dualismus zwischen Queerfeminismus und Radikalfeminismus aufmachen und Menschen, die sich der einen Strömung des Feminismus zurechnen, ausschließen.
Wir möchten uns hiermit mit dieser Kritik auseinandersetzen und unseren ersten Aufruf ergänzen, sehen aber auch, dass wir den Konflikt – zumindest in diesem Moment – nicht auflösen können.
Wir verstehen, dass der Begriff „Radikalfeminist*innen“ eine ungenaue Verallgemeinerung ist. Wir haben uns daher nochmal die Zeit genommen, eindeutiger auszudrücken, was wir an dieser Stelle meinen: Wir wollen im antipatriarchalen Block nicht Seite an Seite mit transfeindlichen Menschen laufen.
Aus unserer Perspektive gibt es in allen politischen Spektren Personen, die trans- und queerfeindliche Positionen vertreten. So auch in linken und feministischen Diskursen, was unter anderem in der Strömung der Radikalfeminist*innen deutlich wird (1). Einige davon gehen Allianzen mit rechtskonservativen Gruppen/Personen ein (2, 3). Außerdem bedienen sich auch Rechte einer transfeindlichen Rhetorik von Radikalfeminist*innen (4). Darin sehen wir eine große Gefahr, gegen die wir uns klar und deutlich positionieren wollen.
Wir sind jedoch zu dem Schluss gekommen, dass nicht alle Radikalfeminist*innen diese Positionen auch vertreten (5).

Ein weiterer Punkt, der an uns herangetragen wurde, ist die Unklarheit, warum der Block all-gender und nicht FLINTA* only ist. Mit der Einladungspolitik des Blocks arbeiten wir an unserer Vision mit Menschen unabhängig ihres Genders gemeinsam zu kämpfen. Wir kritisieren patriarchale Vehaltensweisen, erkennen aber auch, dass wir alle unterschiedlich vom Patriarchat betroffen sind. Patriarchales oder (trans-)misgoynes Verhalten geht, wenn auch häufig, eben nicht nur von cis Männern aus (6, 7).

Zur Erinnerung: wir tun dies, weil wir uns solidarisch mit den von Repression betroffenen Antifaschist*innen zeigen. Weil wir die Hoffnung auf einen gemeinsamen antifaschistischen Kampf und den Kampf gegen Repression nicht aufgeben. Ein Beitrag von uns ist es, den antipatriarchalen Block auf der Tag X-Demo vorzubereiten. Wir wollen einen Block der ALLE Formen von Sexismus und sexistischer Gewalt in unseren Reihen ernst nimmt, sich in aller erster Linie gegen das Patriarchat und die Repression richtet und laden alle dazu herzlich ein! Wir wünschen uns einen solidarischen, feministischen und militanten Antifaschismus, der verschiedene feministische Kämpfe und Perspektiven vereint und zusammenbringt. Das wünschen wir uns auch für die – spektrenübergreifende – autonome Tag-X-Demo in Leipzig. Alerta!

1
Wir leiten dies von Positionen öffentlicher radikal-feministischer Gruppen und Personen ab wie zb. Störenfriedas, Terre de Femme, Radfem Berlin, Alice Schwarzer/Emma etc., welche eindeutig transfeindlich sind.

2
„[Es] wird deutlich, dass auch im deutschen Sprachraum eine transfeindliche Allianz entsteht, bei der die Rechte das epistemologische und semantische Werkzeug bereitstellt“.
geschichtedergegenwart.ch/reaktionaerer-biologismus-was-rechte-akteure-und-radikale-feministinnen-verbindet/

3
https://www.freitag.de/autoren/joane-studnik/was-bedeutet-terf-wie-linke-transfeindlichkeit-rechtsextreme-staerkt

4 Um nur ein Beispiel zu nennen – Beatrix von Storch bezieht sich im rechten Online-Hetzmedium Freiewelt auf Alice Schwarzer:
https://www.freiewelt.net/blog/gendergaga-gruene-wollen-geschlechtsidentitaets-beratungsstellen-10081543/)

5
„Es zeigt sich: Radikalfeminismus muss nicht trans*exklusiv sein.“
(https://www.gwi-boell.de/de/2021/03/31/terfs-falsche-freundinnen-feminismus-fuer-privilegierte-frauen)

6
militanztweiter.noblogs.org/infos/why-all-gender-warum-all-gender/

7
FLINTA-Räume sind bisher in unserer Erfahrung sehr häufig von cis Frauen dominiert. Eingie Menschen machen dann in FLINTA-Räumen ausschließende Erfahrungen oder müssen sich zwangsweise outen, häufig wenn sie zum Beispiel trans männlich, inter oder amab (assigned male at birth) sind. Auch cis Männer können intersex sein. Wir wollen daher vermeiden, dass Menschen aufgrund von körperlichen Merkmalen ungute Erfahrungen machen. Daher wollen wir den Raum so offen wie möglich gestalten.

 

+++english version+++

We are radical and feminist

We have heard criticism about our call „Let’s take care of each other, so we can be dangerous together.“ It refers to one of the parts in the last paragraph:

„The block is all-gender, for people who clearly position themselves queerfeminist and intersectional and act accordingly (no radical feminists).“

The critique is that we are opening up a dualism between queer feminism and radical feminism and excluding people who count themselves as belonging to one.
We would like to address this criticism and make an addition to our first call, but we also see that we cannot solve the conflict – at least at this moment.
We understand that the term „radical feminists“ is an inaccurate generalization. We have therefore taken the time again to express more clearly what we mean at this point: We do not want to walk side by side with transphobic people in the anti-patriarchal bloc.
From our perspective, there are people in all political spectrums who hold trans- and queer-hostile positions. This is also the case in leftist and feminist discourses, which is evident, among others, in the current of radical feminists (1). Some of them form alliances with right-wing conservative groups and individuals (2, 3). In addition, right-wingers also use transphobic rhetoric from radical feminists (4). We see a great danger in this, against which we want to position ourselves clearly.
However, we have come to the conclusion that not all radical feminists hold these positions (5).

Another point that has been brought to our attention is the lack of clarity as to why the block is all-gender and not FLINTA* only. With the invitation policy of the block, we are working on our vision to struggle together with people regardless of their gender. We critique patriarchal behaviors, but also recognize that we are all affected differently by patriarchy. Patriarchal or (trans) misogynistic behavior, while common, does not just come from cis men (6, 7).
As a reminder: we do this because we show solidarity with the antifascists affected by repression. Because we don’t give up hope for a common antifascist struggle and the fight against repression. One of our contributions is to prepare the anti-patriarchal block at the Day X demo. We want a block that takes ALL forms of sexism and sexist violence in our ranks seriously, that is first and foremost directed against patriarchy and repression, and we invite everyone to join us! We want a solidary, feminist and militant antifascism that unites and brings together different feminist struggles and perspectives. This is also what we wish for the – cross-spectrum – autonomous Day-X-Demo in Leipzig. Alerta!

1
We derive this from positions of public radical feminist groups and persons like Störenfriedas, Terre de Femme, Radfem Berlin, Alice Schwarzer/Emma etc., which are clearly transphobic.

2
„[It] becomes clear that a transphobic alliance is also emerging in the German-speaking world, with the right providing the epistemological and semantic tools.“
geschichtedergegenwart.ch/reaktionaerer-biologismus-was-rechte-akteure-und-radikale-feministinnen-verbindet/

3
https://www.freitag.de/autoren/joane-studnik/was-bedeutet-terf-wie-linke-transfeindlichkeit-rechtsextreme-staerkt

4
To give just one example – Beatrix von Storch refers to Alice Schwarzer in the right-wing online hate medium Freiewelt:
https://www.freiewelt.net/blog/gendergaga-gruene-wollen-geschlechtsidentitaets-beratungsstellen-10081543/)

5
„It turns out: radical feminism does not have to be trans*exclusive.“
(https://www.gwi-boell.de/de/2021/03/31/terfs-falsche-freundinnen-feminismus-fuer-privilegierte-frauen)

6
militanztweiter.noblogs.org/infos/why-all-gender-warum-all-gender/

7
FLINTA spaces are so far in our experience very often dominated by cis women. Some people then have exclusionary experiences in FLINTA spaces or are forced to come out, often if they are trans male, inter, or amab (assigned male at birth), for example. Cis men can also be intersex. We therefore want to avoid people having uncomfortable experiences because of physical characteristics. Therefore, we want to make the space as open as possible.